Hanf ..
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/Vielseitigkeit in jeder Phase(r)

Denkt man an Hanf, redet man zunächst wohl in Akronymen und hinter vorgehaltener Hand: THC (Tetrahydrocannabinol). Dieses Cannabinoid wurde und wird teilweise immer noch als Synonym für Hanf verwendet. Dabei ist es nur einer von über 100 Wirkstoffen, die man in einer Cannabispflanze (als botanischen Namen für Hanf) findet. Und: Nicht jede Hanfpflanze kann man rollen und rauchen, weil nicht jede Hanfart (ausreichend) psychoaktive Substanzen freisetzt.

Hanfpflanzen ohne THC bzw. mit geringem THC-Gehalt kann man also nicht kiffen, deren Fasern, Stile und Blätter aber für viele andere Dinge verwenden. Das tut die Menschheit übrigens schon seit ihrer Sesshaftwerdung vor über 10.000 Jahren. Seither hat der Faser- und Nutzhanf viele Entwicklungsstadien durchschritten: Es diente als Kordel für Krüge, als Segeltuch und Taue hat er Ozeane überquert und die alte mit der neuen Welt verbunden. Hanf wurde bereits in der Antike zur Herstellung von Kleidung genutzt und später zu Papier verarbeitet.

„Hemp and rope manufacturing c1600 in North Holland “, Rijksmuseum, CC0, via Wikimedia Commons

Illustration drawings of five fibre plants, 1902, The New International Encyclopædia,
v. 9, 1905, facing p. 752, Julius Bien and Co., Lithographers
unknown artist; Julius Bien and Co., lithographers, Public domain, via Wikimedia Commons

Hanf in Schriften und für Soldaten

Will man einige Quellen glauben, so wurde der erste Entwurf der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung auf holländischem Hanfpapier verfasst und auch Gottes Wort in Form von Gutenbergs erster Bibel aus dem Jahr 1455 soll auf Hanfpapier gedruckt worden sein. Leider bringt man Hanf auch mit einer Bibel anderer Art in Verbindung, der „lustigen Hanffibel“ aus dem Jahr 1942, herausgegeben vom Reichsnährstand mit der Absicht, deutsche Bauern in Reimform dazu zu motivieren, sich wieder verstärkt dem Hanfanbau zu widmen, da dieser kriegswichtig war. Im selben Jahr kam in den USA der vom US-Landwirtschaftsministerium produzierte Film „Hemp for victory in die Kinosäle Amerikas. Der Protagonist: Nutzhanf. Die Message: Farmer sollten ihn wieder vermehrt anbauen. Denn die US-Army benötigte Hanf für das Herstellen von Tauen oder Uniformen.

Hanf dampft in allen Gassen

Kam man noch bis ins 20. Jahrhundert kaum an Hanf vorbei, sorgten unterschiedliche Entwicklungen dafür, dass der Hanf-Boom irgendwann abebbte. Mehr Dampfschiffe bedeuteten schließlich weniger Taue. Das Aufkommen und die günstige industrielle Verarbeitung von Baumwolle und Kunstfasern und auch die Industrialisierung der Papierproduktion aus Holz – all dies trug einen Teil dazu bei, dass dem Hanf irgendwann der Dampf ausging. Zudem war gerade auch der Rauch einer seiner Sargnägel, da Hanf immer wieder mit Cannabis und damit mit Kiffe gleichgesetzt und der Hanfanbau in vielen Ländern entweder komplett verboten oder stark reglementiert wurde und teilweise auch noch wird.

Anfang des Buches Genesis in der Gutenberg-Bibel, 1454, Kopie der Staatsbibliothek Berlin
artwork:Gutenberg; picture: Staatsbibliothek Berlin, Public domain, via Wikimedia Commons

Franz Eugen Köhler’s “Medizinal-Pflantzen”, 1887
Walther Otto Müller, Public domain, via Wikimedia Commons

Faserpflanze als Superfood

Vor allem Hanfsamen, Hanfblätter und –blüten haben in den letzten Jahren eine Renaissance als Nahrungsmittel erfahren und finden sich mehr oder minder ungefragt in einer Super/Streetfood-Reihe mit Shiitake-Pilzen, Ingwer oder Grünkohl. Sicher, in Hanf reihen sich Nähr- und Vitalstoffen dicht an dicht: Antioxidantien, wichtige Vitamine, etc. Und lecker sind Hanfblätter noch dazu, beispielsweise als aromatisierter Zusatzstoff in Essen und Getränken. Ansonsten findet sich Hanf in Form von Hanfprotein oder auch Hanföl in den Regalen der Bio-Märkte und Drogerien, übrigens auch als Bestandteil vieler Kosmetikprodukte.

Hanf, eine Frage des Sti(e)ls

Die Stängel der Hanfstängel sind Grundstoff für viele Spezialpapiere, also beispielsweise Zigarettenpapier oder auch für Banknoten. Ob sich Hanf als Holzersatz in der Papierproduktion auszahlt, bedeutet das tatsächlich noch nicht. Dabei ist Papier aus Hanf reißfester, kann öfter recycelt werden, hat einen höheren Zellulose-Gehalt als die meisten Baumarten und ist frei von Lignin. Dieses baumtypische Molekül muss nämlich bei der Verarbeitung von Holz zu Papier aufwendig entfernt werden.

Phase(r)nweise wichtig:
Hanf in der Bekleidungsindustrie

Auch wenn es wahrscheinlich ins Reich der Urbanen Legenden gehört, dass Levi Strauss seine erste Jeans in den 1870er aus Hanf gefertigt haben soll, brachten Levi‘s im Mai 2019 eine neue Kollektion heraus, die aus „cottonized hemp“, also aus Hanf gefertigt war, der so behandelt wurde, dass er sich letztlich wie Baumwolle anfühlte. Klar, die Wasserersparnis gegenüber dem Anbau von Baumwolle ist da sicher ein Greenlabeling-Argument, doch Hanf so lange zu traktieren, bis er eine Art umweltfreundlichere Baumwolle ist, ist wohl kaum im Sinne der traditionsträchtigen Kulturpflanze.
Zudem muss Hanfkleidung eigentlich weder „aufgehübscht“ noch „gepimpt“ werden. Kleidung aus dieser Naturfaser, die etwas gröber als die der Baumwolle ist, muss nicht immer hart sein. Denn dank moderner Textilverfahren gibt es mittlerweile auch Hanfstoffe, die viel weicher und anschmiegsamer als die groben und kratzigen Hanfpulli sind, die man womöglich noch in Erinnerung hat. Dennoch ist und bleibt Hanf auch in Textilien-Form robust, wodurch schlicht und ergreifend eine längere Tragedauer gegeben ist.
Hanf wird meist in Twill oder Leinwandbindung gewebt und ist viel glänzender und dichter als Baumwolle. Die Fasern nehmen Feuchtigkeit auf, ohne sie 1:1 abzugeben. So fühlt man sich quasi auch dann trocken, wenn di Kleidung feucht ist.
Als Naturfaser hat Hanf eine Art eingebaute Temperaturregulierung, was übermäßiges Schwitzen im Sommer und Frieren im Winter auf natürlich Art und Weise regelt.

Hanfgewebe, Leinwandbindung

Eine Frage des Preises:
Geld und Umwelt

Wie vielen „Bio-Sachen“ haftet auch dem Hanf der Ruf an ein teueres Produkt zu sein. Das liegt unter anderem daran, dass Hanftextilien nicht in der Masse und Produktivität hergestellt werden können wie beispielsweise Baumwolle.
Trotzdem kann man beim Kauf von Hanfkleidung sparen bzw. der Umwelt und der eigenen (möglicherweise unter Allergien leidenden) Haut vieles ersparen: Pestizide, Insektizide, Schadstoffe und hohen Wasserverbrauch.

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